Beschreibung der Burg

Wie sah die Burg damals aus?

Da die Burg Wildenstein nicht am Main liegt und sich auch kein Merian im 17. Jahrhundert in den Spessart traute, gibt es leider keine zeitgenössischen Darstellungen der Festung. Die ältesten Aufnahmen, welche im Besitz der Burgfreunde sind, stellen die Burg um 1900 auf Postkarten und Lithographien dar. Deshalb der nachfolgende Erklärungsversuch mit der noch erhaltenen Bausubstanz.

Über alte Fotos oder sonstige Aufnahmen vor 1960 die Sie uns zur Verfügung stellen können, wären wir Ihnen sehr dankbar.

Burgplan11

Beschreibung der Ruine

Der Wildenstein steht auf einem Berggrat des Sommerberges. An der Ost- und Westseite durch tiefe Einschnitte in den Bergrücken geschützt. Die Einschnitte entstanden wahrscheinlich beim Abbau des Baumaterials für die Burg. Diese strategisch eher ungünstige Lage ist darauf zurückzuführen, dass sich auf dem Grat des Bergrückens zahlreiche Wasserlöcher befanden. Offensichtlich platzierte man um das größte dieser Wasserlöcher die Burg, und baute es als Zisterne um. Noch heute finden sich im Westen der Burg diese Wasserlöcher, die selbst im Sommer als Widschweinsuhlen dienen. Die gefährdeten Bereiche im Westen und Osten sind durch zusätzliche Gräben und Vorwerke gesichert. Den Geländeerhebungen auf dem westlichen Vorwerk nach zu schließen, hatten hier einige Holzhäuser ihren Standort. An der Gesamtanlage der Burg lassen sich neben diversen Ausbesserungen zwei große Bauabschnitte feststellen.

Burgeingang im Winter

Die staufische Burg

Der Bering mit seiner aufgelösten Buckelquadermauer spiegelt den ursprünglichen Umfang der Rienecker Burg wider. Vermutlich ein einfaches Tor in der Mauer in der Mitte der Südseite, flankiert von zwei Steingebäuden stellten den Zugang dar. Die Zufahrtsrampe führte von Westen an das Tor heran. Am Südhang finden sich Reste einer Mauer, die in etwa rechteckig verlaufend den gefährdeten Torbereich und die Zufahrt schützte.
Eine genauere Betrachtung des Berings zeigt die Westseite in deutlich besserer Qualität als im Osten. Erkenntlich ist dies an der Eckausbildung des Mauerverlaufs und deren Betonung im Mauerwerk in Form einer durchlaufenden Linie, sowie an der ordentlicheren Ausführung der Buckelquader. Der Ostbering dagegen verläuft einfach rund und weist Buckelquader mit unsauberem und auch breiterem Randschlag auf. Daraus lässt sich deuten, dass nach Aufbau des Tores die Mauer im Uhrzeigersinn, zunächst unbeachtet von Mainz, hochgezogen wurde. Die unsicheren Zeitumstände der großen Politik und/oder auch das bekannt werden des Burgbaues in Mainz bewirkten sicherlich den beschleunigten Fertigbau der Ost- und Südseite bis zum Tor. Die Baulichkeiten innerhalb des Berings sind, mit Ausnahme des südwestlich gelegenen Wohnbaus, nur noch unter Tage vorhanden. Der (Staufer) staufischen Phase gehört der Keller an. Gräben und Vorwerke gehören ebenfalls zur „Grundausstattung“. Die Zerstörung der Burg im Jahre 1260 umfasste wahrscheinlich lediglich die Schleifung des Tores mit einem Teil der anschließenden Mauer und den Baulichkeiten innerhalb des Berings.

Eingang Haupttor links

Erklärungen:

Zisterne

Gemauerter oder im Fels ausgehauener Wasserbehälter, in welchem das Regenwasser gesammelt wird. War oft auch ein Löschwasserreservoir.

Vorwerke

Vorgelagerte Befestigung oder Anlage im Vorgelände um eine feindliche Annäherung zu stören und eine Überrumpelung zu verhindern.

Bering

Definition: Ummauerung (Mantelmauer) der Burg. Von Mantelmauer, auch bezeichnet als Burgmantel, Hoher Mantel, Ringmauer, Zingel oder Hemd, spricht man, wenn Teile der Ringmauer besonders hoch und massiv erbaut waren. Der Hohe Mantel ist anders als die Schildmauer kein eigenständiger Verteidigungsbau, sondern diente dem besonderen Schutz besonders gefährdeter Gebäude und Mauerteile. Viele Mantelmauern entstanden erst im Laufe der Zeit durch Erhöhung einfacher Ringmauern. Teilweise konnten solche Hohen Mäntel die ganze Burg umfassen. Die Schildmauer überragte Ringmauer und Mantelmauer an Höhe und Mächtigkeit.

Buckelquader

Definition: Besonderer Quaderbaustein. Im Zusammenhang mit der Quaderbauweise der staufischen Zeit (1138-1250/54) kam in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts auch der sog. Buckelquader (Bossenquader) auf, der fast ausschließlich im Burgenbau verwendet wurde. Im mittelalterlichen Kirchenbau kamen Buckelquader nicht vor, in einigen Fällen sind sie aber bei Stadtmauern verwendet worden. Buckelquader waren zunächst von den staufischen Ministerialen und von den mit Staufern befreundeten Adligen verwendet worden (Büdingen, Münzenberg, Dagsburg/Hochegisheim und Wildenberg), sind aber auch auf den staufischen Königspfalzen und Reichsburgen zu finden (Gelnhausen, Hagenau und Rothenburg o.d.T.). Bevorzugt wurden Buckelquader im Südwesten Deutschlands, vor allem am Oberrhein, im Elsass und in der Schweiz, sie kamen aber vereinzelt auch in Hessen und Mitteldeutschland vor. Während es in Italien und Frankreich Burgen mit Buckelquadern gibt, sind diese in England und Spanien unbekannt. Die Besonderheit dieser Quadersteine ist eine buckelartige Verdickung, die geschickte Steinmetzen an der Frontseite stehenließen. Von roh geformten mächtigen Buckeln (bruchrauhe Bossen), über sanft gerundete Erhebungen bis hin zu ausgeprägten glatten Kissen sind eigentlich alle Formen zu finden. Ähnelte die Bosse einem geschliffenen Diamant, so spricht man von Diamantquadern, bei polsterähnlicher Oberfläche von Polsterquadern. Als besonders anspruchsvoll galten Quader, um deren Buckel herum ein schmaler glatter Rand stehengelassen wurde. Man hat den Eindruck, als liege auf dem glatten Stein ein Kissen (Buckelquader mit geradem Randkantenschlag).Den Abschluss der Entwicklung der Bossenbearbeitung bilden die prismenförmigen Buckel. Je nach Form gaben die Buckel den Mauern ein wehrhaftes, repräsentatives oder gar imperial-römisches Aussehen. Bei vielen römischen (und griechischen) Bauten sind riesige Buckelquader verwendet worden. Ein bekanntes Beispiel ist die Porta Nigra in Trier, die ca. 180 n. Chr. von den Römern errichtet wurde. Der größte dort verbaute Sandsteinquader wiegt sechs Tonnen. Eine Zyklopenmauer war eine meist zweischalige Mauer, die aus besonders großen, ohne Mörtel zusammengefügten Steinquadern bestand. Zyklopenmauern waren u. a. bei den Mykenern gebräuchlich. Der Name Zyklop geht auf das sagenhafte Geschlecht der Zyklopen zurück, das als Hersteller von Zyklopenmauern galt. Dies ist auch der Grund, warum sie fast ausschließlich an den Außenmauern der Burgen und hier vor allem an der Angriffsseite verwendet wurden, innerhalb der Burg sind sie meist nur an Turm- und Palastmauern zu finden. Ein Grund für die sparsame Verwendung des Buckelquaders wird auch seine aufwändige und damit teure Herstellung gewesen sein. Buckelquadermauern waren ein Luxus, den sich nur reiche Burgherren leisten konnten. Buckelquadermauern wurden grundsätzlich in der sog. Zweischalentechnik errichtet, d.h. die Buckelsteine bilden nur die äußere Verkleidung einer in der Regel aus Bruchstein bestehenden Mauer. Die Buckelquader wurden entweder trocken oder mit einer dünnen Mörtelschicht verlegt. Bei besonders dicken Mauern wurde die Dreischalentechnik angewandt, d.h. zwei Quaderwände wurden in einem gewissen Abstand zueinander hochgemauert. In den Zwischenraum füllte man Kalkmörtel, der mit Bruchsteinen, Geröllschutt und Grobkies vermengt war. So entstand ein regelrechtes Gußmauerwerk. Solche Mauern waren der beste Schutz gegen die Rammböcke der Belagerer, weil sie besonders elastisch waren und nicht so schnell barsten.

Staufer: 

Definition: Schwäbisches Adelsgeschlecht, das mehrere Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Könige von Sizilien stellte. Der Name leitet sich von ihrer Stammburg, der Burg Hohenstaufen, ab. Der Aufstieg der Familie begann 1079, als Friedrich I. von Kaiser Heinrich IV. zum Herzog von Schwaben ernannt wurde und des Kaisers Tochter Agnes heiratete. Nach dem Aussterben der Salier mit Heinrich V. 1125 wurde gegen die Ansprüche Herzog Friedrichs II. auf die Nachfolge im Königtum Lothar III. von Supplinburg zum König gewählt; zwei Jahre später stellten einige Fürsten Konrad III., Sohn Herzog Friedrichs I. und Bruder Friedrichs II., als Gegenkönig gegen Lothar und seine welfische Partei auf. Damit begann der lang andauernde, zeitweise die Politik im Reich bestimmende welfisch-staufische Gegensatz. Nach Lothars Tod wurde Konrad III. 1138 zum König gewählt. Unter seinen Nachfolgern Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI., durch den Sizilien in staufischen Besitz kam, erreichten die Staufer den Höhepunkt ihrer Macht. Unter Friedrich II., Kaiser sowie König von Sizilien und von Jerusalem, verlagerte sich das Zentrum der staufischen Macht nach Süditalien, während im Reich das staufische Königtum an Durchsetzungskraft verlor. Weitere Herrscher aus dem staufischen Haus waren Philipp von Schwaben, der sich 1198 zum König wählen ließ, um die Krone den Staufern und seinem minderjährigen Neffen Friedrich II. zu erhalten, Friedrichs II. Söhne Konrad IV., römischer König und König von Sizilien und Jerusalem, und Manfred, ebenfalls König von Sizilien, sowie Friedrichs II. Enkel Konradin, Herzog von Schwaben. Mit dem Tod von Enzio, König von Sardinien und unehelicher Sohn Friedrichs II., erlosch 1272 die Dynastie der Staufer. Obwohl die Staufer im Kampf gegen die oberitalienischen Städte und die deutschen Herzöge (unter Führung der Welfen) nur zeitweilig die volle Königsgewalt herstellen konnten, bedeutete ihre Herrschaft den Höhenpunkt der deutschen Kaisergeschichte, der in Kultur und Politik tiefe Wirkungen hinterließ. 

Schleifung

Eine Burgenanlage wurde bei Eroberung, wenn keine Verwendung vorgesehen war, teilzerstört oder gar dem Erdboden gleich gemacht. Man redet hier auch von Entfestigung, dem Vernichten von Festungen und Wallanlagen in einer Region, um diese militärisch für den Gegner unbrauchbar zu machen. Mittelwort: geschleift (nicht geschliffen!).